Donnerstag, 5. März 2009

Spantpläne aufreißen


Die Hartfaserplatten (12 mm), die ich mir besorgt habe, müssen jetzt in Spanten verwandelt werden. Dafür werden die Spantmaße aus den Bauplänen auf die Platten übertragen.

Praktischerweise hat Dudley hierzu ein Gitternetz vorhgegeben, das zunächst auf die Platte übertragen wird. Ausgehend von der Konstruktionswasserlinie werden parallele Linien gezogen und diese dann mit vertikalen Linien unterteilt.

In die auf dem Plan angegebenen Punkte werden dann Drahtstifte eingeschlagen und parallel von Außen eine dünnen Holzlatte (Straklatte) mit einer weiteren Reihe Drahtstifte herangedrückt. Die Linie kann nun gezogen werden.

Zu bedenken ist allerdings, dass auf Bootsbauplänen generell die Aussenseite der Aussenhaut angezeigt wird. Mit einem Streichmaß muss daher nach dem Aussägen

- die Lattenstärke (der Formlatten, nicht der Straklatte also 17 mm)
- die Schaumstärke (12 mm)
- Die GFK-Aussenhaut (ca. 3mm)
- Gegebenenfalls die Stärke des Sperrholzes (4mm), das die massiv zu laminierenden Partien bedeckt

abgenommen werden.

Im Kielbereich wird selbstredend massiv laminiert.

Mit dem Streichmaß wird daher in den massiven Partien

4mm (Sperrholz)+3mm (GFK) +17mm (Latten) = 24 mm abgenommen

In den Partien mit Airex-Schaum

12mm (Schaum)+3mm (GFK) +17mm (Latten) = 32 mm abgenommen

Montag, 2. März 2009

Baumethode

Fast hätte ich es vergessen, die Piepowder ist ein Boot aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit Schaumkern (AIREX), sie wird also nach der sogenannten Sandwichmethode gefertigt. Für einen Überblick über diese Baumethode kann man hier klicken. Das Bauverfahren ist dasselbe wie bei der Foamee.

Ausgangspunkt sind also Mallen aus z.B. Hartfaserplatten (also quasi Spanten) und Leisten, die dann über die Mallen gebogen werden. Darauf dann das Airex, dann GFK, dann die Mallen raus und innen weiter laminieren.

Am 02. März 2009 hatte ich bereits die Hartfaserplatten gekauft und in meine Halle gebracht.

Sonntag, 1. März 2009

Warum dieses Boot?


Der/die eine oder andere wird sich fragen, warum ich ausgrechnet auf die Idee komme, eine Piepowder 16 zu bauen, 16 Fuß sind gerade einmal 4,80 m. Schon mit meiner Hurley 22 erregte ich bei den ganzen Steghelden an der Nordsee einiges Aufsehen, wie mag sich das aber mit einem Nanocruiser darstellen, der die Länge eines Beibootes einer 12 Meter Yacht aufweist? Als geborenes "Enfant terrible" will ich dieser Sache doch einmal nachgehen und unsere lieben Steghelden, Herren der Vorleinen, Bordfrauen, Steckdosen und Satellitenschüsseln ein wenig schockieren.

Weitere Motivationen:

- Für meine Begriffe ist die Piepowder als Atlantikcruiser eher eine Designstudie, aber ich finde sie ausgesprochen schön in den Linien
- Die Konsequenz in der Einrichtung des Bootes, um maximale Seetüchtigkeit zu erzielen.

Seetüchtigkeit, bedeutet ja:

- Immer ein aufrichtendes Moment bei Lage von 90 Grad
- Bester Verschlußzustand
- Eingedrungenes Wasser sollte nach Möglichkeit schnell wieder verschwinden
- Unsinkbarkeit wäre nicht schlecht

Schaut man sich in dieser Hinsicht einmal den Bauplan an, der in einer Zusammenfassung auf der Webseite von Dudley veröffentlicht wird, so wird schnell klar, dass dieses Schiflein 100%ig auf seinen Zweck zugeschnitten wurde.

Die Abmessungen aller Teilkomponneten erinnern indessen mehr an eine Puppenstube, aber sie werden hoffentlich ihren Zweck erfüllen.

Das Boot wurde konsequent auf Unsinkbarbeit hin konstruiert und alle Liegeflächen sind 1,90m lang. Es wird einen Bleiballast an seinem Kastenkiel von 350kg tragen. das reicht auch für ein enormes aufrichtendes Moment bis 150 Grad Krängung.

Das Cockpit ist winzig und teilweise durch ein Achterdeck verdeckt, so dass bei einer Übernahme eines Brechers nur wenig Wasser eindringt, das dann auch schnell durch große Lenzöffnungen im Spiegel verschnwinden kann. Als Konsequenz aus dem kleinen Cockpit ergibt sich dann ein sehr großes Brückendeck, das die Einstiegsluke optimal schützt.

Bei dem Rigg handelt es sich um ein Kutterrigg mit Bermuda-Hochsegel. Dadurch kann die Segelfläche allen Verhältnissen angepasst werden. Das ist mir in jedem Fall lieber als die Verwendung einer billigen Rollsegelanlage oder ähnlichem Firlefanz. Auch die Sturmbesegelung rückt so immer mehr zum Lateralschwerpunkt des Bootes zusammen, so dass nicht mit einer ausgeprägten LUV- oder Leegierigkeit zu rechnen ist. Wer mehr über die Verwendung eines Kutterstags für die Verwendung eines Sturmsegels wissen will, der lese einmal hier.

Im Falle der Piepowder wurde für das Kutterstag auch nicht die Lösung gewählt, den Ansatz des Stags ca. 6% unterhalb des Tops anzusetzen, sondern das Kutterstag erhält nach guter alter Sitte eigene Backstagen.

Das Cockpit ist ebenso wie die Böden der Backskisten nach hinten bzw. innen geneigt, so dass eingedrungenes Wasser immer ablaufen kann. Das ist nicht nur auf See wichtig, sondern auch im Hafen angenehm.

etc...




Der Anfang

Am Anfang war der Spaß am Segeln. Ich besaß bis zum 03.05.2009 eine Hurley 22, in die immer wieder viel Arbeit und Geld gesteckt werden musste. Das Boot wog samt Trailer rund 2,5 Tonnen und da ich keinen Geländewagen besitze, war es immer so ein Problem mit den winterlichen Renovierungsarbeiten. Zudem bestand auch immer das Problem mit der Anfahrt (bis zur Nordsee sind es 200 km, bis zur Ostsee 400 km von meinem Zuhause in Münster aus), so dass immer der Wunsch nach einem kleineren, trailerbaren Boot bestand. Es sollte natürlich sehr seetüchtig sein und nach Möglichkeit relativ neu, so dass sich der Pflegeaufwand in Grenzen hält.

Die Idee, ein Boot zu bauen, trage ich schon seit über zwanzig Jahren mit mir herum (ich bin 41 Jahre alt). Aus diesem Grunde habe ich schon seit Jahren etliche Webseiten zu diesem Thema ausfindig gemacht. Schon seit einiger Zeit war mir die Piepowder 16 von Dudley Dix in's Auge gefallen und im November 2008 flatterten die Pläne dann in unseren Briefkasten.

Was nun fehlte war der Bauplatz und so fragte ich in meinem Freundeskreis herum, wer denn etwas wüsste...eigentlich zu diesem Moment noch unentschlossen, sollte ich neu bauen oder renovieren?

In den Weihnachtsferien 2008 kam dann ein Anruf von Simon M.-T., dass er einen Bauern kennen würde, Platz wäre da etc. Ein kurzer Anruf bei Herrn Winkelmann zwecks Terminvereinbarung und er zeigte mir einen Teil einer großen Scheune mit einem abgetrennten "Büro", super...wir wurden uns schnell einig, dass ich am 01. März 2009 einziehen würde. Schnell machte ich mir klar, dass ich unmöglich die Zeit haben würde, ein neues Boot zu bauen und eine anderes Boot zu unterhalten, so dass ich meine Hurley 22 ausräumte und bei Ebay zum Verkauf einstellte. Da mich auch die Lagerung des alten Boots Geld kosten würde, war ich entschlossen, das Boot um jeden Preis (solange er über 1000 Euro lag) zu verkaufen. Tatsächlich wurde es dann von Johannes Erdmann, Deutschlands jüngstem Einhandtransatlantiksegler gekauft. Ich hoffe, er hat Spaß damit, ich glaube eine ähnlich seetüchtiges Schiff werde ich nie wieder segeln.